07/08/2019

Mutters Gefühle - Gedanken zum nachdenken

Das Leben als Mutter und das erziehen von Kindern ist fast immer ein Spagat zwischen den Gefühlen. Besonders kompliziert wird es aber, wenn man zu der speziellen Gattung "Working Mom" gehört.

Plötzlich steht man nicht mehr nur im Spagat zwischen den Gefühlen, sondern auch noch vor dem Schlagwort "Work-Life-Balance". Wie bekommt man eigentlich alles unter einen Hut? Und was passiert, wenn der Hut einfach zu klein ist? Darum geht's heute bei Mutters Gefühle.



The Working-Mom & die Work-Life-Balance

Wie ich ja schon beim letzten Mal Mutters Gefühle erzählt habe, hat im Februar 2019 meine Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement begonnen. Und ich hatte echt einen guten Plan, vorher. Wirklich. Ich hatte mir vorgenommen jeden Morgen eine Stunde früher aufzustehen, dem Kleinen eine tolle Brotdose für die KiTa herzurichten, entspannt zu frühstücken usw. und am Nachmittag nach Feierabend zu kochen und dann nach dem Essen, wollte ich noch mindestens zwei Tage in der Woche richtige qualitiy Time mit den Kindern verbringen. Tja, was soll ich euch sagen - Träume sind Schäume vielleicht...?

Im Moment haben wir August, die Umschulung läuft also im Moment seit gut einem halben Jahr und ich will mal ganz ehrlich sein; von dem was ich mir da so hübsch und wolkig überlegt hatte klappen 90% oder mehr so gut wie nie. Morgens wird jede Sekunde genutzt die möglich ist um sich nochmal umzudrehen, in wenig Zeit wird dann ein Kaffee rein gekippt, der Kleine abgefrühstückt und gleichzeitig die Brotdose zusammengewürfelt (gesund natürlich schon, nur eben nicht sehr aufwändig), husch husch der Reihe nach ins Bad und dann möglichst zügig ins Auto und bloß nicht den KiTa-Rucksack vergessen. Zum Glück ist der eigene Kopf ja angewachsen...Die Große ist mit ihren bald 12 Jahren - ebenfalls zum Glück - so selbstständig das sie sich selbst für die Schule fertig macht und am Morgen nur mit ins Auto geladen werden muss.
Nach Feierabend wieder husch ins Auto und für's Mittagessen einkaufen, weiter zur KiTa und den Minimenschen abholen, ab nach Hause und kochen, essen und dann am liebsten schon schlafen - was natürlich zu 99,99% nicht geht. Klar. Ihr habt eine Vorstellung wohin die Reise geht, schätze ich...

Wie dem auch sei, es ist glaube ich jedem klar das der Ablauf des täglichen Trotts immer der gleiche ist. Ziemlich gehetzt und die Tage viel zu kurz, die Energie viel zu knapp. Das Ergebnis ist natürlich an manchen Tagen dann schon vorher zu erahnen, genervte Mama, genervte Kinder - super Stimmung zuhause. Schon mehr als einmal kam mir in den letzten sechs Monaten der Gedanke die Umschulung hin zu werfen, wieder nur noch Mutter zu sein. Und dann kommt mir quasi im gleichen Moment der Gedanke das ich dass eigentlich gar nicht will. Ich möchte die Umschulung schaffen, möchte danach gern arbeiten gehen. Und da ist es wieder, dass schlechte Gewissen. Müsste ich nicht eigentlich zuhause bleiben, mich um Kinder und Haushalt kümmern? Voll und ganz der Mutterschaft verschrieben sein und damit wunschlos glücklich? Außerdem, wenn ich schon nicht nur Mutter bin sondern auch noch arbeiten will, muss dann nicht die im ersten Absatz beschriebene, super flauschige Wolke genau so funktionieren? 

Mal wieder tragen die sozialen Medien ihren Teil dazu bei, dass einem nur noch mehr Zweifel kommen. Scrollt man ein bisschen bei Instagram rauf und wieder runter sieht man jede Menge der sogenannten Working-Moms, Mütter die gleichzeitig neben Kindern und Haushalt noch einen Vollzeitjob wuppen als wäre das wie bei Mary Poppins mit einem Schnipser erledigt. Dazu sehen sie natürlich noch blendend aus und strotzen vor Vitalität. Ich frage mich dann immer, warum habe ich nicht so viel Energie? Warum kriegen alle anderen das geregelt und ich hab jeden Tag das Gefühl das meine Tage nur 10 Stunden haben und nicht 24; während die der anderen scheinbar mindestens 50 haben. Man fühlt sich ungenügend. Am besten sehen könnt ihr das was ich meine hier, am Blog. Seit einer Ewigkeit habe ich es nicht geschafft einen halbwegs nützlichen Content hier zu Posten. Schon vor Monaten wollte ich euch mal von der Umschulung erzählen, wollte diverse Ideen mit euch teilen und euch von unserem Urlaub erzählen. Tja, hat alles sehr gut geklappt - und auch das ist wieder sowas. Die ganzen Insta-Moms sind ja nicht nur das blühende Leben trotz Vollzeitjob und Familie, die schaffen es auch noch parallel dazu regelmäßig ihre Blogs und Insta-Feeds zu füttern und das meiste was da so kommt, ist sogar richtig brauchbarer Content. 

Da haben wir also nun mehrere Gefühle; Gefühle einer Mutter die ihr Bestes gibt an allen Fronten. Es gibt Tage da fühle ich mich auch wie das blühende Leben, wie eine super vitale 50 Stunden-Tage Insta-Mom die Bäume mit einer Hand raus reißt und mit der anderen nebenbei den Staubsauger schwingt. Und dann gibt es die anderen Tage, an denen ich das Gefühl habe einfach nichts richtig hinzukriegen. An denen ich mich schwach und antriebslos und kraftlos fühle und mich dafür selbst mit negativen Gedanken alá "Wieso kriegst du das verdammt nochmal nicht hin" abstrafe. 
Nun, wie ich schon beim ersten Post dieser Kolumne sagte - hier geht es nicht um Mehrwert-Content. Wenn ihr also das Gefühl habt "Was habe ich da jetzt gelesen, womit verschwende ich grad meine Zeit" ist das völlig okay (also für mich). Dieser Beitrag richtet sich an all die Mütter da draußen die auch nicht das blühende Leben sind, die auch manchmal das Gefühl haben gar nichts zu schaffen, deren Tage auch einfach zu wenig Stunden haben. Das hier ist echt. Kein hübscher Filter, kein aufpolierter "Ich bin eine starke Frau"-Kram. Einfach nur das Mimimi einer Mama mit Augenringen bis an die Knie, einem gelegentlich sehr dünnen Geduldsfaden und chronischem Zeitmangel. Für mehr Echtheit in den sozialen Medien. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Kommentare.